Was sind aktuell die größten Herausforderungen, wenn man einen Blick hinter die Türen der deutschen Logistik- und Produktionsbranche wirft?
Genau diese Frage haben wir im ersten Teil unseres Exklusivinterviews an Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner, Universitätsprofessor für Technische Logistik an der TU München, gestellt.
Maurice Brodhun: "Herr Prof. Dr. Fottner, was sind aktuell Ihrer Meinung nach die 3 größten Herausforderungen in der Produktion bzw. der Logistik?"
Prof. Dr. Fottner: "Die drei größten Herausforderungen die sind natürlich bei uns Menschen meistens hausgemacht und die beginnen damit, dass wir heute in einer sehr individualisierten Welt leben. Man erklärt uns immer es wäre der Markt der das verlangt - aber ich kann sagen, es sind schon sehr häufig auch die Hersteller, die Individualisierung im Sinne von einer enorm hohen Variantenzahl von Artikeln und gleichzeitig auch noch einer per Se hohen Artikelvielfalt darstellen und das ist natürlich logistisch sowohl in der Produktion als auch in der Verteilung bei kurzen Lieferzeiten ein ganz ordentliches Problem.
Dann haben wir noch was zweites: Das ist etwas, was uns die Natur gegeben hat, was wir aber selbständig auch noch verstärkt haben, nämlich die Volatilität die wir im Markt haben, vor allem was die Marktnachfrage angeht. Und da kann man sagen es gibt heute zwei Zeitpunkte da ist fast jeder, der ein bisschen was mit E-Commerce oder Handel zu tun hat, immer völlig überfordert.
Das ist zum einen das vom Menschen gemachte Black-Friday-Phänomen. Der zweite Teil ist leider auch menschengemacht: das Weihnachtsgeschäft. Da haben wir einfach enorme Leistungsspitzen drin und da müssen wir dafür sorgen, die trotzdem abhandeln zu können, ohne gleichzeitig dafür zu sorgen, dass den Rest des Jahres unsere Anlagen alle völlig unterausgelastet sind. Und da kommen wir zur 3. Challenge, die ist aber fast schon eine Lösung für die ersten zwei: Nämlich wir verändern gerade vergleichsweise stark Geschäftsmodelle der Anlagennutzung und Technik hin zu Pay Per Use, X-as a Service, alles wird ein Service – ob das immer betriebswirtschaftlich gleich so gut umsetzbar ist – es kommt aber zumindest verstärkt und kann uns natürlich auch helfen, grad diese Volatilität auch ein bisschen zu federn."