Die Geschichte der Künstlichen Intelligenz – wie weit führt sie zurück in die Vergangenheit und was waren die wichtigsten Meilensteine? Von den ersten Erfindungen bis hin zur KI wie wir sie heute kennen, haben bahnbrechende Entwicklungen in der Geschichte neue Möglichkeiten in der Welt der intelligenten Maschinen erweitert. Lassen Sie uns gemeinsam auf eine Reise durch die bedeutendsten Etappen dieser Entwicklung begeben, die KI nachhaltig geprägt haben.
Der britische Mathematiker Alan Turing entwickelte 1936 die Turingmaschine. Mit dieser Rechenmaschine konnte er beweisen, dass Maschinen die Fähigkeit besitzen, kognitive Prozesse auszuführen, vorausgesetzt die Prozesse lassen sich in einzelne Schritte teilen und durch einen Algorithmus darstellen. Mit dieser Entdeckung legt Turing einen Grundstein für die Entwicklung von künstlicher Intelligenz.
Turing stellt sich in seinem 1950 veröffentlichten Artikel „Computing Machinery and Intelligence“ die Frage, ob Maschinen überhaupt Intelligenz besitzen. Dies will er mit einem Test herausfinden. Bei dem „Turing-Test“ soll eine Person ein Gespräch mit zwei nicht zu sehenden Gesprächspartnern führen, einem Menschen und einer Maschine. Dabei handelt es sich um ein Frage-Antwort-Spiel in schriftlicher Form über eine elektrische Verbindung. Nach Turing soll ein Computer letztendlich als intelligent bezeichnet werden, wenn nicht unterschieden werden kann, ob es sich um einen Menschen oder eine Maschine handelt.
Bei einer Konferenz am Dartmouth College in New Hampshire trafen sich im Sommer 1956 Computerwissenschaftler auf einer Konferenz. Ziel der Konferenz: den Stand der Forschung über intelligente Maschinen darzustellen. Bei der Zusammenkunft kamen sie zu dem Ergebnis, dass Maschinen lernen und menschliche Intelligenz simulieren können. Der Programmierer John McCarthy schlägt hierfür schließlich den Begriff „künstliche Intelligenz“ vor. Damit stellt der 13. Juli 1956 das Geburtsdatum für KI dar.
Der amerikanische Psychologe Frank Rosenblatt entwickelte das erste lernfähige künstliche Neuron – das Perzeptron. Dabei handelt es sich um ein mathematisches Modell eines künstlichen neuronalen Netzes. Diese Entwicklung diente schließlich als Grundlage für maschinelles Lernen.
Der deutsch-amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum erschuf 1966 das Computerprogramm „ELIZA“, welches mit Menschen kommuniziert. Mit „ELIZA“ wollte Weizenbaum ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten simulieren. Diese Simulation funktionierte letztlich über Skripte.
Der amerikanische Informatiker Ted Shortliffe entwickelte 1972 das Expertensystem „MYCIN“ zur Behandlung von Krankheiten. Dieses Computerprogramm enthielt das gesamte Wissen eines Fachgebietes, das durch Formeln, Regeln und einer Wissensdatenbank gebündelt ist. „MYCIN“ soll Ärzten dabei helfen, richtige Diagnosen zu stellen und eine passende Therapie zu finden.
Terrence J. Sejnowski und Charles Rosenberg schufen das Programm „NETtalk“. Mithilfe von Beispielsätzen und Phonem-Ketten brachten sie diesem das Sprechen bei. Damit erhält ein Computer erstmals eine Stimme. „NETtalk“ konnte lesen sowie Wörter korrekt aussprechen und sogar anwenden. Dieses Programm stellt eines der ersten künstlichen neuronalen Netze dar, da es aus großen Datensätzen lernen konnte. Aufbau und Funktion ähneln somit dem menschlichen Gehirn.
Garri Kasparow trug rund 15 Jahre lang den Titel des Schachweltmeisters. Im Mai 1997 wurde er jedoch von einer intelligenten Maschine geschlagen. Garri Kasparow trat gegen die KI-Schachmaschine „Deep Blue“ von IBM in einem mehrtätigen Duell an – und verlor. Mit „Deep Blue“ konnte gezeigt werden, dass Computer den Menschen an Intelligenz überlegen sind. Jedoch wird in diesem Zusammenhang auch Kritik geäußert. Die KI-Maschine hat schließlich nicht durch kognitive Intelligenz gewonnen, sondern durch das Berechnen aller denkbaren Schachzüge.
Die KI-Technologie „Watson“ von IBM gewinnt in einer US-amerikanischen TV-Quizshow gegen zwei menschliche Teilnehmer. Gründer dieser Entwicklung ist Thomas J. Watson, nach welchem die Technologie benannt wurde. Mit „Watson“ wurde bewiesen, dass KI natürliche Sprache verstehen und auf schwierige Fragen in Sekundenschnelle antworten kann. Doch erst durch Weiterentwicklungen bei der Hard- und Software konnte der Einzug von KI in den Alltag gelingen. Dank leistungsstarker Prozessoren und Grafikkarten wurde es normalen Verbrauchern ermöglicht, KI-Programme auf Computern, Tablets und Smartphones zu nutzen. 2011 kommt Apples Sprachassistenten „Siri“ auf den Markt. In den darauffolgenden Jahren werden auch von anderen Anbietern KI-Assistenten wie „Cortana“ von Microsoft (2014) oder „Alexa“ von Amazon (2015) herausgebracht.
2016 wird robominds von Andreas Däubler und Tobias Rietzler in München gegründet - mit der Vision, Robotik niederschwellig zu machen. Das Ziel war es, Robotern eine Wahrnehmung zu verleihen und eine einfache Anwendbarkeit für jeden zu ermöglichen. Was als Vision der beiden Gründer im August 2016 begann, resultierte etwa 1 Jahr später im ersten robobrain® - der ersten auf Künstlicher Intelligenz basierten Steuerungsplattform für Roboter. Heute liefert die patentierte robobrain®-Technologie die Grundlage für Automatisierungslösungen für verschiedenste Industrien, wie z.B. im Warenlager oder der Laborumgebung. 2018: KI telefoniert und debattiert Google bringt „Duplex“ heraus, ein KI-System, mit dem natürliche Gespräche geführt werden können. Die Technologie ist darauf ausgerichtet, bestimmte Aufgaben zu erledigen, wie beispielsweise einen Friseurtermin auszumachen. Außerdem hat IBM hat ein weiteres KI-System entwickelt: den „Project Debater“. Dieses Programm ist imstande, in einem Rededuell über komplexe Themen einen Standpunkt zu vertreten und hierfür zu argumentieren. Eine Debatte stellt eine gute Möglichkeit dar, die Fähigkeiten dieses KI-Systems zu trainieren.
Die Entwicklung neuer KI-Systeme schreitet inzwischen mit großen Schritten voran. In den vergangenen Jahren wurde vor allem stark an verschiedenen Sprachmodellen gearbeitet. Eines der bekanntesten ist wohl ChatGPT von OpenAI, welches im November 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Innerhalb der ersten fünf Tage meldeten sich bereits eine Millionen Nutzer:innen bei ChatGPT an. Dies zeigt, dass großes Interesse an KI-Systemen für die private Nutzung besteht. Doch neben Text generierenden KI-Systemen, wurden auch noch Bild generierende KI-Systeme entwickelt. DALL-E, welches bereits im April 2022 veröffentlicht wurde, übernimmt in diesem Bereich die Führungsrolle. Diese Technologie entwickelt passende Bilder zu einer Textbeschreibung. KI wird aber schon lange nicht mehr nur für die Text- und Bildgenerierung genutzt, sondern kommt auch in der Industrie zum Einsatz. In der Automobilbranche wird KI für autonomes Fahren benötigt, damit sich Fahrzeuge im Straßenverkehr sicher bewegen können. Hierfür müssen sie ihre komplexe Umgebung wahrnehmen und möglichst schnell auf unterschiedliche Situationen reagieren können, um Unfälle zu verhindern. Dies geschieht mithilfe von eingebauten Kameras und Sensoren. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, dass die KI Hindernisse, Menschen wie auch andere Lebewesen bei verschiedenen Umständen, wie unterschiedlichen Jahreszeiten erkennen muss. Auch hier gilt für die KI wie auch für den Menschen: Übung macht den Meister! Im Gegensatz zum autonomen Fahren, bei dem die KI noch deutlichen Verbesserungsbedarf hat, wird sie in der Robotik schon erfolgreich eingesetzt. Mithilfe von KI können einfache, repetitive Tätigkeiten smart automatisiert werden. Daneben gibt es auch autonome mobile oder kollaborative Roboter, welche in unterschiedlichen Branchen bereits Anwendung finden. Dank des KI-Einsatzes kann die Produktivität, Qualität sowie die Arbeitssicherheit in einem Unternehmen gesteigert werden.
Angesichts der rasanten Entwicklungen in den vergangenen Jahren im Bereich der KI, kann ein großer Sprung in den kommenden zehn Jahren angenommen werden. Der deutsche Informatiker und KI-Pioneer Josef Hochreiter hat eine deutliche Vorstellung, wie KI in 10 Jahren aussehen wird: „In zehn Jahren werden Systeme gebaut werden, die weiter sind. Sie werden etwa verstehen, wie Menschen miteinander umgehen oder wie eine Stadt funktioniert“. Dass KI-Systeme dann auch ein Bewusstsein entwickeln, schließt der Informatiker nicht aus. Doch vor allem Bereiche wie die Wissenschaft und Bildung werden stark von KI beeinflusst sein.